Der moderne Arbeitsalltag erfordert Flexibilität. Ob Startup oder Stadtverwaltung, viele Menschen sitzen nicht ständig im gleichen Büro. Damit der Arbeitsplatz trotzdem individuell und bequem bleibt, entwickelte Niklas Dobberstein (16) vom Gymnasium Lindlar in diesem Sommer einen intelligenten, ergonomischen Arbeitsplatz für das mobile Büro. „Er bietet vielfältige Möglichkeiten und passt sich den persönlichen Bedürfnissen an“, erklärt der Schüler. Einstellungen für die individuelle Tisch- und Stuhlhöhe, die Neigung der Rückenlehne sowie Beleuchtung und Umgebungstemperatur sind möglich. Das funktioniert mit Hilfe einer Mikrochipanwendung, die der Schüler selbst konzipierte. Mit seinem Projekt überzeugte er die Jury des Schülerwettbewerbs „Invent a Chip“. Er sicherte sich den mit 2.000 Euro dotierten zweiten Platz im Entscheid. Zum 17. Mal richten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Technologieverband VDE den weltweit einmaligen Wettbewerb an über 3.000 Schulen aus. Jugendliche lernen dabei die komplexe Chipentwicklung. „Ich habe mich drüber gefreut, auch mal den Bereich der Hardwarebeschreibung für Mikrochips kennenzulernen und mehr darüber zu erfahren“, beschreibt der Gymnasiast seine Erfahrungen im Wettbewerb. Über 2.000 Schülerinnen und Schüler der Klassen acht bis dreizehn beteiligten sich an der aktuellen Runde. In einem Praxis-Workshop an der Leibniz-Universität Hannover lernten die zehn besten Teams die Grundlagen des Chip-Designs. „Jugendliche haben damit die Chance, erste Schritte wie die Profis zu wagen. Sie erleben die Faszination der neuen Technologien durch eigene Aktivitäten“, sagt der VDE-Vorstandsvorsitzende Ansgar Hinz. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Nachwuchs für die Elektro- und Informationstechnik zu begeistern.
Der intelligente, ergonomische Arbeitsplatz von Niklas Dobberstein bekam jetzt eine der begehrten Auszeichnungen. Sein Projekt wurde im Rahmen des VDE Tec Summit in Berlin vor Wirtschaft, Politik und Wissenschaft prämiert. „Das ist Digitalisierung und Fortschritt, den Jugendliche eigenständig wagen. In ihren Exponaten wird deutlich, dass sie die neuen Technologien zur ganz konkreten Problemlösung nutzen“, sagt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.
In einem Modellbau zeigt der Schüler aus Lindlar die Funktionen: „Der Mikrochip stellt automatisch für jeden angemeldeten Arbeitsplatznutzer die zuvor abgespeicherten Einstellungen wieder her. So wird das mobile Büro für jeden Nutzer wieder zu seinem persönlichen Arbeitsplatz.“ Bis es soweit war, hieß das Motto: “Gib niemals auf“, sagt der Gymnasiast. Er musste einige Hürden überwinden. Es gab vielfältige technische Anforderungen, mehrmals musste er sein Modell dem Größenumfang anpassen, damit es in einen Reisekoffer für die Präsentation passt.
Den mit 3.000 Euro dotierten ersten Platz errang Gesa Dünnweber (17) vom Städtischen St.- Anna-Gymnasium in München für ihr Projekt „Zufallsgeneration“. Direkt auf einem Mikrochip kreiert sie Zufallszahlen. Sie dienen beispielsweise zusammen mit Passwörtern einer sicheren Verschlüsselung. Platz Drei und ein Preisgeld von 1.000 Euro sicherte sich Timo Alexander Schmidt (19) vom Bischöflichen Cusanus-Gymnasium in Koblenz. Seine Chip-Idee beschäftigt sich mit einem Alltagsproblem, das jeden treffen kann: Der leeren Klopapierrolle auf fremden Toiletten. „Mit Hilfe von drei farbigen LEDs wird jetzt der Füllstand angegeben“, sagt er. Der mit 2.000 dotierte Sonderpreis des Bundesforschungsministeriums geht an Patrick Bär (18), Luca Beetz (17), Josias Neumüller (16) und Marcel Schöckel (16) vom Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium in Kulmbach. Sie wollen Rückenschmerzen durch eine strapazierende Sitzhaltung vermeiden und entwickelten dafür einen mikrochip-basierten „Sitzsensor“. „Mithilfe von zwei Sensormodulen erkennt er, ob man schief oder gebeugt sitzt“, erklärt das Team.
Für den Zweitplatzierten Niklas Dobberstein hat sich der Einsatz gelohnt: „Unter den letzten vier Teilnehmern im Rahmen einer Preisverleihung zu sein, hätte ich mir vor vier Monaten nicht vorstellen können, da ich in meinem Projekt zwischenzeitlich einige Anlaufschwierigkeiten hatte“, sagt er.
Die Preisträger erwartet neben den Geldpreisen jetzt die Aufnahme ins Auswahlverfahren für ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, Kontakte zu Industrie und Hochschulen sowie Einladungen zu Projektpräsentationen auf Messen. „Invent a Chip“ wird in der aktuellen Wettbewerbsrunde von zahlreichen Sponsoren unterstützt: Bosch, Cologne Chip, Globalfoundries, Infineon, Mentor Graphics, Siemens, Videantis, DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE.